Ein Streunender Hund

Sam Spade

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AW: Ein Streunender Hund

Ein Streunender Hund

野良犬

Akira Kurosawa gilt im allgemeinen ja als westlich orientierter Regisseur. Ich habe wahrscheinlich bisher zu wenig japanische Werke gesehen um das richtig beurteilen zu können, dennoch kommt Ein Streunender Hund aka Stray Dog im Vergleich zu anderen Kurosawa Filmen in der Tat sehr westlich rüber, und ich behaupte einfach mal, er hat sich hier sehr von dem amerikanischen Film-Noir inspirieren lassen, was aber nun nicht negativ gemeint ist. Zur Story:

Dem jungen Polizist Murakami (Toshiro Mifune) wird in einem überflüllten Bus seine mit 7 Patronen geladene Pistole gestohlen. Eine kurze Verfolgungsjagd mit dem Dieb scheitert, so dass sich Murakami große Vorwürfe macht und mit schlimmen Konsequenzen für seine Karriere rechnet. Ferner stellt sich heraus, dass bei einem Überfall eine Frau durch einen Schuss aus seiner Pistole schwer verletzt wurde. Gemeinsam mit dem älteren, erfahreneren Kollegen Sato (Takashi Shimura) begibt er sich auf die Suche nach dem Verbrecher der immernoch seine Pistole besitzt, in der sich noch 6 Patronen befinden...


Die Fahndung nach dem Täter, in einem überfüllten und heißen Tokio, gestaltet sich hierbei sehr spannend und authentisch. Zeugen werden befragt, Indizien kombiniert. Keine unnötige Effekthascherei sondern schlaue Dialoge. Abseits der Ermittlung bekommt man immer wieder mehr von den beiden Protagonisten mit, die 1A spielen und auch zusammen in mehreren Kurosawa Werken zu sehen sind. Mifune gibt hier mehr den gutmütigen jungen Polizisten, der noch an das Gute im Menschen glaubt, wohingegen Shimura den erfahrenen Kollegen miemt, der nach über 25 Jahren im Dienst alles gesehen hat und deshalb eher ein Schwarz/Weiss denken an den Tag legt. Beide sind aber sehr sympathisch und geben ein tolles Team ab.

In dem Film bekommt man verschiedenste, facettenreiche Aufnahmen zu sehen, die mich sehr beeindruckt haben. Einige Beispiele: Anfangs gibt es einige Szenen die fast Stummfilmartig rüberkommen, in denen gewissen Handlungen/Bewegungen sehr überdeutlich gezeigt werden. Wenige/keine Dialoge, die Musik klar im Vordergrund. Später gibt es dann gerade bei Dialogen interessante Aufnahmen die sowohl die Personen im Vordergrund, als auch die im Hintergrund in Kombination mit einer tollen Lichttechnik hervorheben. Auch die Suche nach einem Verdächtigen in einem Baseballstadion in dem sich 40 000 Menschen befinden ist klasse inszeniert. Nicht zu vergessen natürlich das Finale, welches mit einer genialen Aufnahme, während im Hintergrund ein großartiges Klarvierstück ertönt, glänzt. Gänsehhaut und Atmosphäre pur.

Apropo Musik:
Die musikalische Untermalung hat mich hier ebenfalls sehr überrascht und ist auch ein Grund, warum ich hier sagen würde, dass man die westliche Inspiration deutlich bemerkt. Es gibt eher französisch angehauchte (Mundharmonika-)Stücke, Jazz, und auch schöne Orchestrale Titel die mich manchmal sogar an irgendwelche Disney Filme erinnerten. Doch egal was man wann zu hören bekommt, es passt perfekt und macht dieses Werk nochmals großartiger.

Ein japanischer Film-Noir der aber jedem gefallen dürfte, der sich in diesem Genre wohl fühlt, und für mich ein weiteres einzigartiges Kurosawa Werk.

9/10
 
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