Choral des Todes

Willy Wonka

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Choral des Todes


In einer Pariser Kirche wird der Chorleiter Wilhelm Goetz tot aufgefunden. Der ehemalige Polizeibeamte Lionel Kasdan (Gérard Depardieu) kann sich seiner Berufung nicht entledigen, sondern ermittelt auch in seinem Ruhestand weiter. Durch zahlreiche Kontakte und seiner glorreichen Vergangenheit stehen ihm noch viele Türen offen, sodass er schnell ein Puzzlestück nach dem anderen zusammensetzten kann. Schnell wird ihm bewusst, dass der Fall größer als vorher angenommen ist. Interpol schaltet sich ein und fortan arbeitet er verdeckt mit dem Interpol-Ermittler Frank Salek (Joey Starr) zusammen.

Regisseur Sylvain White hat bei seiner noch überschaubaren Filmographie bereits sehr unterschiedliche Genres bedient. Sein Debüt gab er mit der Direct-to-Video-Produktion und Fortsetzung „Ich werde immer wissen, was du letzten Sommer getan hast". Anschließend folgte mit „Stomp the Yard" ein Tanzfilm im Fahrwasser von „Step Up" und mit „The Losers" eine Comicverfilmung, die vornehmlich ihren kleinen Siegeszug im Heimkinobereich feierte. Nun ist er mit „La Miserere - Marque des anges", so der Originaltitel des Films, im klassischen Kriminalfilm angekommen. Seine Filme, die nach Genre-Kategorien und Zielgruppenorintierung sehr unterschiedlich ausfallen, legen die Vermutung nahe, dass es sich bislang um einen typischen Auftragsregisseur handeln mag. Ob in seinen Filme und Stoffauswahl irgendwo tief verborgen ein roter Faden zugrunde liegt, wird aktuell für mich zumindest nicht ersichtlich.

„Miserere" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Jean-Christophe Grangé, dessen Name einigen wohl vertraut sein dürfte durch die Verfilmungen von „Die purpurnen Flüsse“ oder „Das Imperium der Wölfe“. Diese narrative Herkunft des Films wird auch stets durch die zahlreichen historischen Verknüpfungspunkte und den kriminalistischen Unterbau des Films deutlich. Hier wird nach besten Wissen und Gewissen ermittelt und auch Klischees (Nur ein suspendierter Polizist kann den Fall lösen) und hollywoodsche Hyperbeln (Autoexplosion, die an „Alarm für Cobra 11“ erinnert) finden zahlreichen Eingang in die Geschichte. Leider zeichnet sich der Film durch keine positiven Besonderheiten auf, sondern bleibt vor allem wegen seiner konventionellen Geschichte und der relativ homogenen Inszenierung, die sich nur selten in den Vordergrund drängt, einzig vielleicht durch die Großaufnahmen von Gérard Depardieus Nase, beinahe bedeutungslos.

Dass einige Ideen und Elemente des Kriminalfalls zuweilen abstrus und beinahe ins Phantastische abdriften, aber vollkommen ernsthaft geschildert werden, sind die einzigen markanten Punkte des Films, die auf manche Zuschauer sogar unfreiwillig komisch wirken könnten.

Schlussendlich bietet die Verfilmung dieser Trivialliteratur nur die Vorlage für einen klassischen routinierten Thriller, der einzig durch das Engagement von Gérard Depardieus nicht das Dasein eines Fernsehkrimis fristet.
 
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