Verliebt in eine Hexe

Willy Wonka

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Verliebt in eine Hexe


Der Schauspieler Jack Wyatt (Will Ferrell) befindet sich auf dem absteigenden Ast und bekommt durch seinen Agenten eine Rolle an einem Fernsehremake der bekannten Serie „Verliebt in eine Hexe" vermittelt. Der Part in der Serie soll ihm wieder zu neuem Ruhm verhelfen und an seiner Seite möchte er in der Rolle der jungen naiven Hexe eine unbekannte Schauspielpartnerin wissen, damit ihm ja keiner die Show stehlen kann. Da passt es sehr gut, dass er während des Einkaufens zufällig auf Isabel Bigelow (Nicole Kidman) stößt, die ihm durch das markante Rümpfen ihrer Nase direkt ins Auge fällt. Natürlich weiß er nicht, dass sie auch im wahren Leben eine Hexe ist und daher keinerlei Probleme haben wird, in ihre Fernsehrolle der Samantha zu finden.

Ist dieser Film ein weiterer plumper Versuch Hollywoods mit eine Neuauflage an die nostalgischen Gefühlen der Zuschauer zu appellieren und wie mit einem Zaubertrick zugleich die Ideenlosigkeit dieser Industrie zu kaschieren? Ja. Aber immerhin gestehen es die Drehbuchautoren dieses Mal auch zu. Dieses ist allein der Tatsache geschuldet, dass der Films sich häufig auf die Originalserie bezieht und somit die Wiederverwertung und Intermedialität thematisiert und ironisiert wird.
Doch mag das grobe Konzept auf Papier noch zu überzeugen wissen, verliert sich der Film dennoch in vielen Klischees und Albernheiten, was durch die übergeordnete Idee nicht kompensiert werden kann. Ein großer Fehler des Films ist (analog zur Serie im Film), dass Will Ferrell die Hauptrolle des Films inne hat und die komplette Geschichte mit seinen aberwitzigen und teils peinlichen Humor überzieht und den anderen Schauspielern fast kaum Luft zum Atmen lässt. Vor allem innerhalb der Szenen, in denen er verhext ist, mutiert er zu einem ungezügelten Schauspieler auf Speed. In dieser Hinsicht ist es kaum verwunderlich, dass ursprünglich Jim Carrey für die Hauptrolle vorgesehen war, der aber aufgrund anderer Verpflichtungen ablehnen musste. Denn auch er hätte es ebenso verstanden „Verliebt in eine Hexe“ mit seinem charakteristischen Humor in seinen eigenen Film zu transformieren. Wieso die Drehbuchautoren das Zentrum unbedingt auf Ferrell legen mussten, wird wohl ihr Geheimnis bleiben, denn an den anderen Schauspielern kann es wohl kaum gelegen haben, denn mit Nicole Kidman*, Jason Schwartzman, Steve Carell, Michael Caine und Shirley MacClaine ist der Film äußerst prominent besetzt und vor allem das Zusammenspiel von Caine und MacClaine weist eine gute Chemie auf, die bei Ferrell und Kidman vollkommen fehlt. Daher hätte der Film ohne Probleme zu einem Ensemblefilm und nicht zu einer One-Man-Show von Will Ferrell umgesetzt werden können, wovon alle profitieren hätten. Ich bin dem gewöhnungsbedürftigen Humor von Ferrell nicht abgeneigt und fand ihn beispielsweise in „Die etwas anderen Cops" großartig, aber „Verliebt in Hexe" hätte sich mehr an Woody Allens „Melinda & Melinda" orientieren können, wo Ferrel ebenfalls innerhalb eines Ensemble zu überzeugen wusste und zwar ohne eine Vormachtstellung.

Die Macken und Fehler des Films sind bei den Kritikern und bei der Verleihung der „Goldenen Himbeere" abgestraft worden, wobei er schlussendlich nur eine „Himbeere“ gewinnen konnte und zwar für das „Schlechteste Leinwandpaar“. Doch trotz der zahlreichen vernichtenden Kritiken will ich dem Film nicht einen geringen Unterhaltungswert absprechen, denn die überzeichnete Darstellung des ausformulierten Anachronismus der naiven Hexe Isabel, die Exzentrik von Jack Wyatt und die im Hintergrund ablaufende Liaison zwischen Caine und MacClaine sorgen zuweilen für einen gewissen Kurzweil und selbst eine unfreiwillige Komik (innerhalb einer Komödie!) bleibt schlussendlich Komik.


* Für die Rolle von Isabel Bigelow waren – so hat es den Anschein – beinahe alle aktuellen Schauspiellerinen Hollywoods im Gespräch. Nach den Hintergrundinformationen der IMDb waren Jennifer Aniston, Christina Applegate, Patricia Arquette, Drew Barrymore, Kim Basinger, Kate Beckinsale, Sandra Bullock, Jennifer Connelly, Kristin Davis, Cameron Diaz, Heather Graham, Melanie Griffith, Maggie Gyllenhaal, Teri Hatcher, Helen Hunt, Angelina Jolie, Ashley Judd, Lisa Kudrow, Alyssa Milano, Julianne Moore, Brittany Murphy, Tatum O'Neal, Gwyneth Paltrow, Sarah Jessica Parker, Michelle Pfeiffer, Molly Ringwald, Meg Ryan, Winona Ryder, Julia Roberts, Brooke Shields, Alicia Silverstone, Hilary Swank, Charlize Theron, Uma Thurman, Naomi Watts, Reese Witherspoon und Renée Zellweger im Gespräch.

Und alle dürfen sich nur glücklich schätzen, dass sie entweder erst gar nicht speziell für die Rolle angefragt worden sind oder die Rolle ablehnten.
 
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