Stalag 17

Die wilde 13

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Stalag 17



"Ruhää!! Alles härrhören!!"



1953 wagte sich Billy Wilder zum erstenmal nach dem Krieg an einen Kriegsfilm. Im Gegensatz zu den anderen Genrekandidaten aus dieser Zeit, zeigt uns Wilder kein Schlachtengetümmel sondern wirft ein Auge auf ein deutsches "Stammlager" (Stalag), in dem amerikanische Kriegsgefangene untergebracht sind.

In einer der Baracken vermuten die Insassen einen Spion, weil dauernd Interna zu den Nazis dringen, dessen Auswirkungen mit dem Tod zweier Flüchtlinge aus eben dieser Baracke ihren traurigen Höhepunkt finden. Mit dem für seine Kameraden etwas suspekten Sefton (William Holden, der hierfür einen Oscar bekam) ist ein Hauptverdächtiger gleich ausgemacht, doch dieser macht sich auf die Suche nach dem wahren Spitzel...

Billy Wilder schuf hier einen Film, der auf der einen Seite sauspannend ist, weil die wahre Identität des Verräters lange im Unklaren bleibt auf der anderen Seite aber auch das Innenleben sowohl einer solchen Zwangsgemeinschaft als auch des Einzelnen selbst beleuchtet wird.
Ein bisschen Pathos hat sich zwar in die Story eingeschlichen, wenn von rechtschaffendem Amerikaner die Rede ist, der einen anderen Amerikaner niemals verraten würde, aber das ist durchaus zu verschmerzen. Wichtiger ist hier die Erkenntnis, das in dieser misslichen Lage alle zusammenhalten und sich vertrauen müssen. Der einzelne selber geht freilich je nach Charakter anders mit der Situation und dem zuvor Erlebten um. Der eine ist völlig apathisch und glotzt starr vor sich hin, andere flüchten in derbe Kalauer und Späßen und blenden damit die reale Situation fast völlig aus - das bescherte uns die geniale Figur des Nilpferd (Animal), für die Robert Strauss eine verdiente Oscarnominierung bekam - und Sefton geht als Organisatonstalent sehr pragmatisch und unterkühlt mit der Lage um.

Natürlich liess es sich Wilder nicht nehmen - und das ganz nebenbei - die Nazis satirisch vorzuführen. Am besten ist ihm das in der Szene gelungen, wo sich Oberst Scherbach (Otto Preminger spielt den wirklich klasse!) während einem Telefonat mit einem Vorgesetzten extra die Stiefel anziehen lässt, um zackig die Hacken gegeneinander schlagen zu können. Köstlich!

Alles in allem ist Stalag 17 eine gewagte aber wunderbare und sehr gelungene Mischung aus Thriller, Psychogramm und auch Komödie. Das bekommt so wohl nur ein Billy Wilder hin.

Da ich 2 Stunden perfekt unterhalten wurde, gebe ich 10/10 !!



"Rausss!! Raussss!! "
 

deadlyfriend

Casting
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AW: Stalag 17

Sehr schöne Rezension die ich absolut nachvollziehen kann. Der Film ist wirklich absolut gelungen und hat sehr viele verschiedene Facetten die durchweg zu unterhalten wissen. Gefiel mir wirklich sehr gut und Wilder beweist das er wirklich jedes Genre beherrschte. Der hat eine unglaubliche Wandlungsfähigkeit.
 

Tarantino1980

Screenplay
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Endlich habe ich auch diese Billy Wilder Lücke geschlossen! Dieser Mann war wirklich sehr wandlungsfähig und beherschte es perfekt mehre Genres zu mischen, ohne dabei auch nur ansatzweise unglaubwürdig eines der im Film vorkommenden Genres darstellte.

Alles in allem ist Stalag 17 eine gewagte aber wunderbare und sehr gelungene Mischung aus Thriller, Psychogramm und auch Komödie. Das bekommt so wohl nur ein Billy Wilder hin.

Wem der Name Billy Wilder nichts sagt und/oder noch nie einen Film von ihm gesehen hat, wird diese perfekt von Dir zusammengestellte Auflistung der in Stalag 17 vorkommenden Genres nicht einmal ansatzweise verstehen. Zugegeben es gibt mitlerweile einige Filme die zumindest zwei Genres versuchen zu mischen, ob es dem Regisseur gelungen ist steht natürlich auf einem anderen Blatt. Aber wir reden hier über einen Film der 1953 entstanden ist, zu einer Zeit wo es selten bis garnicht solche Experimente gab. Meines Wissens waren zu diesem Zeitpunkt Filme definitiv gradliniger bzw. einem Genre genauer zuzuordnen. Neben Wilder fällt mir da spontan nur noch Alfred Hitchcock ein der bereits schon früher versuche diverse Genregrenzen zu überschreiten und zu mischen. Ohne die beiden jetzt miteinander vergleichen zu wollen, weil jeder auf seine ganz eigene Art und Weise einzigartig war und vorallem enorm wichtig für die Filmwelt! Ich möchte mir garnicht ausmahlen wieviele gute Filme es nicht geben würde, wenn so Leute wie Billy Wilder oder Alfred Hitchcock keine Filme gedreht hätten, sondern etwas komplett anderes. Viele Produktionen in den Jahrzehnten danach, sogar noch aktuelle Produktionen sind definitiv geprägt von solchen Ausnahmetalenten. Ob die heutigen Regisseure es bewusst oder unterbewusst in Ihre Arbeit mit einfließen lassen ist dabei egal. Fakt ist ohne solche Filme wie z.B. Stalag 17 wären uns mit Sicherheit so manche Perlen entgangen!

Mich hat der Film jedenfalls absolut gepackt und ich fand sowohl den Cast, als auch die Inszenierung perfekt! Im Grunde ein sehr düsteres Thema, was aber von Wilder gekonnt "leichtfüßig" dargestellt wurde, ohne das es in eine Paraodie abgerutscht ist. Im Grunde, auch wenn die Macher es wohl nicht zugegeben haben, ist dieser Film als Blaupause für Ein Käfig voller Helden verwendet worden. Nur das dort halt vieles noch überspitzter bzw. satirischer dargestellt wurde. Aber das wollte Wilder mit seinem Werk auch garnicht, weil ihm sonst viele starke Szenen nicht gelungen wären. Es gab viele Einstellungen wo die Gratwanderung der einzelnen Genres sehr dünn war und ein "kesser Spruch" oder eine Slapstick einlage zuviel und die Grundstimmung wäre eine ganz andere geworden. Den egal wie leichtfüßig Wilder diesen Film inszeniert hat der Grundtenor des Filmes war doch sehr beklemmend und düster, eben weil man wusste zu welcher dunklen Zeit der Geschichte dieser Film spielte und wieviele Menschen in dieser Epoche völlig sinnlos gestorben sind.

Das Ende des Filmes hat mich dann total in Gedankenverlorgen alleine gelassen. Diese Aussage meine ich in keinster Weise negativ. Aber es ist halt immer wieder erfrischend wenn ein Filmende eben nicht dem Zuschauer noch ein Happy End oder ein Bad End aufzeigt sondern den Zuschauer mit seinen Gedanken alleien lässt. Man kann nur ahnen was aus allen Kriegsgefangenen geworden ist und ich gehe stark davon aus das nicht alle überlebt haben. Es gab also kein Happy End in dem die Allierten Stalag 17 stürmten und alle Griegesgefangenen befreit wurden.

Definitiv ein Film den man gesehen haben sollte!

Wertung: 8.5/10
 
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