Der falsche Mann

Tarantino1980

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AW: Der falsche Mann

Der falsche Mann

Mit diesem Film aus dem Jahre 1956 beweiste Alfred Hitchcock erneut das er nicht nur den selben Film immer und immer wieder neu auflegte, sondern das er sehr vielschichtig war. Der Film fängt recht unscheinbar an. Man bekommt als Zuschauer die typisch glückliche Familie aus den fünziger Jahren präsentiert, zwar etwas in Geldnöten, aber im Grunde eine glückliche Familie. Doch plötzlich wird der Familienvater Christopher Emmanuel "Manny" Balestrero einer Straftat beschuldigt und die familiere Idylle wird auf eine harte Zerreisprobe gestellt. Der Familienvater wird aus seinem gewohnten Umfeld und Rhytmus gerissen und befindet sich mitten in einer polizeilichen Ermittlung wieder. Man bekommt hier als Zuschauer keinen typischen Thriller/Krimi geboten, sondern vielmehr eine sehr interessante Mischung aus Thriller, Krimi und vorallem Drama. Der Fokus liegt natürlich auch auf der Tat als solches, aber aus meiner Sicht vielmehr auf der Familie Balestrero wie sie in dieser schwierigen Zeit zusammenhält und versucht ihrem Familienoberhaupt zur Seite zu stehen und ihm in dieser Situation zu helfen.

Aus diesem Grund ist es für mich ein sehr atypischer Film von Hitchcock, welcher aber nicht weniger spannend ist als seine anderen Meisterwerke! Anders als bei anderen Filmen des Master of Suspence bekommt man hier zwar keine opulenten Schauplätze und Kulissen geboten, dafür aber wieder ein paar sehr schöne Kamerafahrten bzw. Kameraeinstellungen. Es gibt natürlich ein paar schöne Bilder zu sehen. Hitchcock zeigt New York von einer sehr realen Seite, nicht so prunkvoll und glamourös wie es in den meisten Filmen gezeigt wird. Ich vermute einmal das er hier bewusst auf seine sonst so üblichen perfekt fotographierten Bilder verzichtet hat um nicht von der Story bzw. den Charakteren abzulenken. Ein Indiz mehr für mich zu behaupten das es kein typischer Hitchcock Thriller ist, sondern eher ein Drama mit Thriller/Krimi Elementen.

Bei der Wahl seines Hauptcharakters in Form von Henry Fonda ist Hitchcock mal wieder ein wahrer Geniestreich gelungen. Fonda spielt die Rolle des Manny Balestrero einfach perfekt. Ich persönlich finde das es für einen Schauspieler das größte Lob ist wenn man sagt das man ihn nicht erkannt hat in dem Film. In vielen Filmen sieht man zwar die Charaktere des Filmes hat aber im Hinterkopft "Das ist ja Tom Hanks (als Beispiel)". Nicht in diesem Film. Ich hatte nicht das Gefühl "Hey da ist Henry Fonda". Er hat die Rolle so intensiv gespielt das man ihm zu jeder Zeit abgenommen hat, er ist Manny Balestrero. Das war eine große Stärke dieses Mannes. Auch Vera Miles brillierte an der Seite von Henry Fonda und zeigte in diesem Film das sie zurecht damals eine Darstellerin war, mit der Hitchcock offenbar gerne zusammengearbeitet hat. Man spürt in diesem Film förmlich die Chemie zwischen Hitchcock, Fonda und Miles sehr deutlich. Man spürt das die drei auf einer Wellenlänge lagen und somit dazu beitrugen, das dieser Film so ist wie er geworden ist!

Der falsche Mann ist kein typischer Hitchcock Film und wird wahrscheinlich vielen die von Hitchcock nur Filme wie Die Vögel oder Psycho kennen als sehr langweilig und langatmig empfunden werden. Es ist ein Film der aus heutiger Sicht natürlich einige komische Verhaltensmuster an den Tag legt, eben weil man mitlerweile aus unzähligen Cop Filmen oder CSI Serien Einblicke in moderne Polizeiarbeit in den USA erhält. Aber man darf nie vergessen das es sich um einen Film aus einer anderen Ära handelt, einer Ära in der es noch keine DNA Analysen gab, keine Videoüberwachung und kein Internet. Wenn man diese Aspekte ausblenden kann und auch gegen ältere Filme keine Abneigung hat wird man einen sehr guten Film zu Gesicht bekommen welcher nicht nur spannend ist, sondern auch einen auf emotionalier Ebene berührt, weil man schneller in so einer Situation wie Manny sein kann wie einem lieb ist.

Wertung: 8.5/10
 
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Johannesbk

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Der falsche Mann

Bei der Wahl seines Hauptcharakters in Form von Henry Fonda ist Hitchcock mal wieder ein wahrer Geniestreich gelungen. Fonda spielt die Rolle des Manny Balestrero einfach perfekt. Ich persönlich finde das es für einen Schauspieler das größte Lob ist wenn man sagt das man ihn nicht erkannt hat in dem Film. In vielen Filmen sieht man zwar die Charaktere des Filmes hat aber im Hinterkopft "Das ist ja Tom Hanks (als Beispiel)". Nicht in diesem Film. Ich hatte nicht das Gefühl "Hey da ist Henry Fonda". Er hat die Rolle so intensiv gespielt das man ihm zu jeder Zeit abgenommen hat, er ist Manny Balestrero. Das war eine große Stärke dieses Mannes. Auch Vera Miles brillierte an der Seite von Henry Fonda und zeigte in diesem Film das sie zurecht damals eine Darstellerin war, mit der Hitchcock offenbar gerne zusammengearbeitet hat. Man spürt in diesem Film förmlich die Chemie zwischen Hitchcock, Fonda und Miles sehr deutlich. Man spürt das die drei auf einer Wellenlänge lagen und somit dazu beitrugen, das dieser Film so ist wie er geworden ist!

Der falsche Mann ist kein typischer Hitchcock Film und wird wahrscheinlich vielen die von Hitchcock nur Filme wie Die Vögel oder Psycho kennen als sehr langweilig und langatmig empfunden werden. Es ist ein Film der aus heutiger Sicht natürlich einige komische Verhaltensmuster an den Tag legt, eben weil man mitlerweile aus unzähligen Cop Filmen oder CSI Serien Einblicke in moderne Polizeiarbeit in den USA erhält. Aber man darf nie vergessen das es sich um einen Film aus einer anderen Ära handelt, einer Ära in der es noch keine DNA Analysen gab, keine Videoüberwachung und kein Internet. Wenn man diese Aspekte ausblenden kann und auch gegen ältere Filme keine Abneigung hat wird man einen sehr guten Film zu Gesicht bekommen welcher nicht nur spannend ist, sondern auch einen auf emotionalier Ebene berührt, weil man schneller in so einer Situation wie Manny sein kann wie einem lieb ist.

Wertung: 8.5/10
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Was heißt den heutzutage in Zeiten von CSI, das gibts doch nur im Fernsehen:nice:
Dem Film liegt eine wahre Begebenheit zu Grunde und genau so funktioniert das ja auch heute noch. Ein paar Zeugen, kein klares Alibi, Haftrichter und erst mal bis zur Verhandlung weg! Und wenn du dann nicht wie bei Suspecteine Geschworene hast die sich bei der Ausführung der Verteidigung nicht langweilt, dann kommen da halt Milliarden Geldstrafen oder hunderte Jahre haft bei raus:rolleyes:. Und dann Kaution hoch genug um damit einen Flugzeugträger kaufen zu können, oder wie hoch sind im Verhältnis 86 Dollar Monatsentgelt zu 7500 Dollar Kaution:eek:
Für mich persönlich hat bei dem Film alles gepasst. Jung verheiratetes Paar, liebevoller Ehemann, zwei Jungs und eine Frau mit Geldsorgen und Weisheitszahnproblemen. Einfache Durchschnittsfamilie. Dann kommt da eine hysterische Zeugin die ihre Mitkolleginen ansteckt. Polizei die sich nicht nach Fakten sondern nach Zeugen richtet, das ist heute auch noch so!;). Polizeigewahrsam, der wohl der Epoche geschuldet ist, wobei in so einem Fall der Beschuldigte auch gleich verhaftet werden würde!
Die Frau verliert sich in ihrer schon voher angekündigten Depression. Toller Anwalt, Glück gehabt:rock:. Geschworene wie man sie sich in Wirklichkeit vorstellt. Und natürlich Klasse Kamerarbeit die gerade z.B. in der Gefängniszelle die Stimmung einfängt. Ebenso die unaufdringliche Musik...
Sicher kein gewohnter Hitchkock, aber bei der Kameraarbeit erkennt man zumindest den Könner.
Für mich persönlich, vieleicht auch aus dem Gefühl der Erfahrung heraus,perfekt und erinnert mich auch an Die verlorene Ehre der Katharina Blum wo ähnliches geschehen.
Als ich dann im Abspann gelesen hab, dass es der lieben Frau nach zwei Jahren wieder gut ging,
dachte ich an Eiswasserbadewannen und Elektroschocktherapie in der guten alten Zeit, aber da ging dann wohl doch die Fantasie mit mir durch:grr:
 
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