Nightmare & Dreamscapes

Frankie

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Filmkritiken
40

Kritik von Vince


NIGHTMARES & DREAMSCAPES

Achtteilige Miniserie, die auf Stephen King-Kurzgeschichten basiert.

01: Battleground
Ein Auftragskiller bekommt ein Paket nach Hause gesandt. Der Inhalt verwandelt sein Apartment postwendend in einen Kriegsschauplatz...

Mit einem hervorragend zynischen William Hurt in der Hauptrolle ist "Battleground" die vom Aufwand her größte Episode der Reihe: Der Kampf des Killers gegen Miniatur-Spielzeugsoldaten gestaltet sich über weite Strecken einfallsreich und gewitzt. Ohne dass während der 45 Minuten auch nur ein Wort gesprochen wird, bekommt der Zuschauer einen unterhaltsamen "King Kong nach Toy Story-Rezept" geboten, dem zwar der letzte Funken fehlt, der aber erfolgreich die Befürchtung umschifft, die Kingsche Story könnte verfilmt im totalen Trash enden.
6/10

02: Crouch End
Ein amerikanisches Pärchen wird aus beruflichen Gründen nach England eingeladen. Im englischen Viertel "Crouch End" angekommen, verirrt sich das Pärchen schon bald - und mit Anbruch der Dämmerung ist plötzlich nichts mehr so, wie es scheint...

Schwarzer Schleim, ein Mädchen mit Klauenhand, ein silhouettengleicher Katzenmensch mit monströser Klaue unter einer Unterführung... King war selten surrealer als in "Crouch End", das zu meinen persönlichen Lieblings-Short Stories gehört. Die Verfilmung kann die "Silent Hill"-Atmosphäre der Vorlage leider nicht beibehalten... zu plump und plakativ wird Claire Forlanis und Eion Baileys Abdriften ins Surreale vorgetragen und als eine CGI-Kreatur aus dem Boden bricht, ist es endgültig vorbei mit der Freude auf eine schaurige Umsetzung.
4/10

03: Umney's Last Case
Das Leben des 30er-Jahre-Privatdetektivs Clyde Umney gerät aus allen Fugen, als er erfährt, dass er nur die erfundene Figur eines Schriftstellers aus den 70ern ist. Und der hat so viel gefallen an Umneys Leben gefunden, dass er sein Leben gegen das von Umney eintauschen möchte...

William H. Macy überstrahlt in seiner Doppelrolle alle anderen Schauspielleistungen der Anthologie mit einer unglaublichen Spielfreude. Die Ausstattung der 30er-Jahre-Szenen sind vortrefflich gelungen, auch die Dialoge zwischen dem Schriftsteller und seiner Figur sind ein kleines Highlight. Leider fällt die Episode ab, als es in die triste 70er-Jahre-Realität geht, die durchsetzt ist mit Unlogik und Strukturierungsproblemen. Dennoch eine gelungene Adaption.
7/10

04: The End of the Whole Mess
Ein Filmemacher erzählt vor seinem nahenden Tod in einem Videotagebuch, wie sein Bruder die Welt von dem Bösen befreien wollte - und sie dabei ins Unglück stürzte.

Nur selten können Endzeitszenarien im kleinen Rahmen überzeugend dargestellt werden. "The End of the Whole Mess" gelingt dies leider nicht: die Geschichte ist zu sehr Kammerspiel und kann nicht vermitteln, dass man gerade einer Welt zuschaut, die im Sterben liegt. Auch mit Horror hat die Story höchstens im übertragenen Sinne etwas zu tun. Typischer Vertreter von "gut gemeint, unspektakulär umgesetzt".
5/10

05: The Road Virus Heads North
Ein Schriftsteller kauft auf einem Flohmarkt ein Bild. Das Bild verändert sich immerzu und schon bald weist es auf Ereignisse hin, die in der Zukunft geschehen werden...

Insgesamt eine erstaunlich solide Umsetzung einer fast schon klassischen Thematik, die mindestens bis zu Oscar Wilde und seinem “Bildnis des Dorian Gray” (1890) zurückgeht, seitdem aber noch nicht viel von seiner Faszination verloren hat. Der reine Gruselfaktor hätte unter dem Strich gerne noch etwas ausgeprägter sein dürfen, hätten sich doch reichlich Möglichkeiten dafür ergeben, doch in der Basis bleibt dessen ungeachtet ein knapp überdurchschnittliches Resultat.
6/10

06: The Fifth Quarter
Ein Gangster wird aus dem Gefängnis entlassen. Zum Wohle seiner Familie schwört er sich, ab sofort legale Wege zu gehen. Doch die Vergangenheit holt ihn ein. Ein letzte Coup ruft noch...

"The Fifth Quarter" passt nun endgültig nicht mehr ins Horror-Konzept, handelt es sich doch vielmehr um einen klassischen Gangsterthriller ohne übernatürliche oder phantastische Elemente. Obwohl die Geschichte aber äußerst konventionell bleibt, ist sie dank des aufstrebenden Jeremy Sisto immerhin gut genug gespielt, um für eine spannende Dreiviertelstunde gut zu sein.
6/10

07: Autopsy Room Four
Ein Mann liegt tot auf dem Autopsietisch. Doch Moment... er ist ja gar nicht tot! Er kann sich nur nicht verständigen. Und die Kreissäge des Mediziners rückt schon immer näher...

Eher schlecht als recht wird dank eines albernen Off-Kommentars des "Toten" (Richard Thomas, der Bill Denbrough aus "ES") versucht, die Angst, für tot gehalten zu werden und es nicht zu sein, mit Humor aufzupeppen. In der "Geschichten aus der Gruft"-Episode "Abra Kadaver" hat das allerdings wesentlich besser funktioniert - der Humor von "Autopsy Room 4" will nicht funktionieren und darüber hinaus ist die Countdown-Struktur der Folge (wird der Mann vor dem ersten Schnitt erwachen?) mit unglaubwürdigen Zeitpuffern gestreckt, damit auch die Standard-Laufzeit von 45 Minuten erreicht wird. Schade - das Szenario hätte nämlich definitiv Potenzial gehabt.
4/10

08: You Know They Got a Hell of a Band
Ein Ehepaar verfährt sich im Wald - und landet in "Rock and Roll Heaven", einem Ort, an dem seit den Fünfziger Jahren die Zeit stehen geblieben zu sein scheint...

Anerkennend muss man konstatieren, dass die abschließende Folge von "Nightmares & Dreamscapes" als Einzige wirklich aus dem Schema bricht und mal richtig experimentell wird. Das ändert aber nichts daran, dass sie den Tiefpunkt darstellt: zu absurd und schwachsinnig ist das Treffen mit Janis Joplin, Jimi Hendrix und Elvis Presley, die allesamt jeden Abend mitten in einer kleinen versteckten Gemeinde ordentlich abrocken.
3/10

Unter dem Strich ist "Nightmares & Dreamscapes" wesentlich solider als die sprunghafte "Masters of Horror"-Serie, dafür aber auch viel ungewagter und unspektakulärer. Der Horror-Aspekt hätte gerne etwas ausgeprägter sein dürfen und das Wagnis größer. Die größten Qualitäten liegen dementsprechend in der hohen Produktionsqualität und den teilweise ausgesprochen guten Schauspielerleistungen der prominenten Akteure.
 
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