Monster House

Frankie

Leinwandlegende
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Filmkritiken
40

Kritik von Vince


MONSTER HOUSE
Ausschnitte aus meiner ofdb-Kritik

Neueinsteiger Imageworks versprach mit “Monster House”, einem Motion Capture-Spektakel, Abwechslung in die ewig gleiche Animationslandschaft zu bringen, die ansonsten von drolligen Tieren, Geräten und Fabelwesen beherrscht wird. Stagnation ist seit Jahren das größte Problem des computergenerierten Animationsfilms, der sich nach wie vor viel zu sehr um Varianz in den Details bemüht, dabei aber übersieht, dass sich auf der höchsten Ebene praktisch gar nichts ändert im den Produktionsabläufen zwischen “Nemo” und den “großen Haien / kleinen Fischen”, zwischen “Jagdfieber” und “Tierisch wild”, zwischen “Robots” und “Cars”. So sehr es auch den Anschein macht, dass sich Stories und Production Design der Konkurrenzprodukte maßgeblich voneinander unterscheiden, so sehr wird bei distanzierter Betrachtung deutlich, dass sich eigentlich alle (!) bisherigen Veröffentlichungen in der Sparte CGI-Film seit “Toy Story” in einen gemeinsamen Topf werfen lassen.

Die nicht mehr ganz so neue Animationstechnik “Motion Capturing”, ein Verfahren, bei dem echten Schauspielern auf dem ganzen Körper Punkte angeklebt werden, die der Computer lokalisiert und in neue Bilder umwandelt, hätte “Monster House” insofern zum Vorteil gereichen können, als dass man sich gleich mit dem Debüt stilistisch komplett von der etablierten Konkurrenz unabhängig gemacht und eine eigene Nische gefunden hätte. Doch so wie er mit seinen realistischen Bewegungsabläufen aus der Umarmung der Marktführer flieht, läuft er den Klischees eines Gruselfilms für Kinder unter Aufsicht von Robert Zemeckis und Steven Spielberg direkt in die Arme. Das ambitionierte Werk unter Regie des Debütanten Gil Kenan steht für einen vorhersehbaren Handlungsablauf, den man mit etwas gutem Willen auch “klassisch” nennen könnte, der aber in Wirklichkeit stagniert und insbesondere in der ersten Hälfte richtiggehend langweilt.

Die Animationsform selbst stellt sich sogar als gar nicht mal so großer Vorteil heraus, da die Kantigkeit der Figuren doch sehr eigenwillig anmutet und auch wenig zugänglich ist. Natürlich ist es nett, im Gesicht des jungen Helden das Profil von Frankensteins Monster wiederzuentdecken, auch sonst erfreuen die zahlreichen subtil verpackten Anspielungen auf allerlei bedeutende Gruselfilme der Filmgeschichte. Doch ist das nur ein kleiner Trost, wenn das Skript so verkrampft an den Schemata, um nicht zu sagen Klischees, festhält, ohne sie einmal richtiggehend aufzubrechen.

Der Zauber liegt mal wieder im Detail: Vereinzelte Gags - insbesondere aus dem Munde des dicken Kindes - treffen ins Schwarze, ebenso wie vereinzelte Randfiguren, etwa der Videospiel-Nerd und die göttliche Darstellung eines antiken Spielautomaten mit erlesener 2D-Pixeldarstellung. Das sind die kleinen Freuden, für die es sich zu leben lohnt und wegen denen man in “Monster House” keine Zeitverschwendung sehen kann. Im Großen und Ganzen wird aber einmal mehr leider kein Neuland betreten. Dabei war es diesmal wirklich zum Greifen nahe.
6/10
 
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