Stephen King's The Mangler

Frankie

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#02 05.12.08 Vince
 
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Frankie

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AW: Stephen King's The Mangler

Kritik von Vince

THE MANGLER REBORN

Man führe sich das mal bitte vor Augen und denke einen Moment darüber nach: Eine Wäschemangel, die Leute ermordet!
Dabei hatte Stephen King, als er die 20 Seiten lange Kurzgeschichte schrieb, noch lange nicht all seine Eingeweide ausgekotzt. Es war erst 1972, der Mann hatte noch gar nicht angefangen, seine DNA in die Popkultur zu schleudern. Es blieb auch nicht bei dieser einen maschinellen Dämonenbesetzung, denn in Werken wie “Christine”, “Trucks” oder “Regulator” lassen sich Versatzstücke der eigenwilligen Deus ex Machina-Interpretation wiederfinden. Eine gewisse Faszination für biomechanische Verbindungen lässt King hier peripher erkennen, hat das aber nie in Cronenbergsche Dimensionen geführt - er scheint in den entsprechenden Arbeiten viel mehr davon fasziniert, wie eine Hülle, ob fleischlich oder mechanisch, von einer höheren Macht (einem Dämon) besetzt und zweckentfremdet wird. Dass sich das in “The Mangler” so sehr in stringentem Splatterpurismus der absurden Sorte niederschlägt, ist schon etwas ungewöhnlich.
Aber was hat man auf den paar Seiten auch mehr zu erwarten?

Wenn es nach der Filmindustrie geht, auf jeden Fall schon mal einen beachtlichen Haufen an Motion-Picture-Umsetzungen für dieses Nichts an Story. Eigentlich war die erste Verfilmung von Tobe Hooper ja auch mehr ein Unfall, geboren aus dem immer kleiner werdenden Angebot an Vorlagen einer nach wie vor großen Nachfrage heraus. Und irgendwie hing sich dann noch ein eher rudimentär ein Sequel an die Marke, bis das Jahr 2005 kam und mit ihm der “Mangler Reborn”, ein Remake/Sequel-Mischmasch. Ich habe mich jüngst oft über sinnlose und zu alledem ganz üble Remakes wie “The Fog” oder “Pathfinder” aufgeregt, aber rein von der Idee her ist “Mangler Reborn” der ultimative Schlag ins Gesicht aller bis dato noch unverfilmten literarischen Meisterwerke. Denn:
1. Eine mordende Wäschemangel!
2. Eine 20-Seiten-Kurzgeschichte!
3. Die dritte Verfilmung!
4. Eine mordende Wäschemangel! Ich meine - eine mordende Wäschemangel!!!

Aber nun versetzt mich dieses kleine, komplett überflüssige, antichristenhaft unoriginelle Filmchen mit seiner kompakten Laufzeit von nicht einmal 80 Minuten in nicht für möglich geglaubtes Entzücken - relational zu den Erwartungen gesehen, versteht sich. Matt Cunninghams und Erik Gardners Arbeit, die wirklich kein Gramm zu viel auf den Rippen hat, vermeidet von Anfang an einen Fehler, den Kings Auftragsregisseure Mick Garris und Craig Baxley immer wieder aufs Neue machen: Sie fügen sich nicht dem Schema F und halten sich nicht Seite für Seite an die Vorlage. “Welche Vorlage?”, mag man schelmisch entgegnen können, und ich verweise zustimmend auf Punkt 2 der obigen Aufzählung - eine vorlagengetreue Adaption würde hier innerhalb von 10 Minuten den Abspann sehen. Doch siehe da, die vollkommene Redundanz der Vorlage ermöglicht das nicht mehr für möglich Gehaltene: Ein Film, der mal nicht auf 50 Meter gegen den Wind nach Stephen King riecht.

Das minimalistische, lichtresistente Kammerspiel legt allen Ernst dieser Welt an den Tag und gleitet nicht ein einziges Mal, wie erwartet und auch erhofft, ins Selbstironische ab. Einen wesentlichen Teil zur Stimmung trägt auch der fast permanent dröhnende Industrial-Score der Climax Golden Twins bei, der so gut wie gar nicht musikalische Aspekte bedient, sondern mehr auf das maschinelle Schaben und Kratzen fokussiert ist.

Seine Einschränkungen muss “The Mangler Reborn” dennoch machen. Die liegen vor allem im sehr schwachen, gerade logisch löchrigen Drehbuch begründet, die auch der Grund sein dürften für die verheerenden Kritiken, die in dem Ausmaß nicht zwangsläufig fair sind. Mit der Substanzlosigkeit der Vorlage haben die Regisseure, die auch das Skript bewerkstelligten, aber gehörige Probleme und so lassen sie die Opfer unmotiviert und mit selten dummen Aktionen durchs Haus irren und nach einer Möglichkeit suchen, es lebendig zu verlassen.

Tatsächlich wäre also sogar noch viel, viel mehr dringewesen - was festzustellen schon eine Sünde ist, wenn ich nochmals an die Punkte 1 bis 4 der Aufzählung erinnern darf. Aber “The Mangler Reborn” ist atmosphärisch, handwerklich, gerade kameratechnisch ziemlich überzeugend umgesetzt und hat erfahrene und ziemlich überzeugende Mimen an Bord. Dem entgegen steht ein katastrophales Drehbuch, das ein wenig an einen Schweizer Käse ohne Geschmackszellen erinnert. Eine Parabel auf die Tücken, die uns die Industrielle Revolution gebracht hat, ist es nun nicht geworden... aber für den nunmehr dritten Aufguss der Geschichte über eine Wäschemangel zähle ich ein paar erstaunliche Qualitäten, auch wenn mich manche Leute nun für verrückt halten werden.
6/10
 
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