Barfuss

Travis

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Barfuss:

#02 02.12.08 Tom
 

Travis

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AW: Barfuss

Kritik von Tom


Barfuss

Til Schweigers mittlerweile zweite alleinige Regiearbeit nach "Der Eisbär" präsentiert uns eine herzerwärmende, liebreizende Romantik-Komödie die zum Lachen, Weinen und gleichzeitig zum Kuscheln mit seinem liebsten Menschen anregen tut. Der Film wurde zurecht als bester deutscher Film 2005 mit dem "Bambi" ausgezeichnet

"Schweiger" spielt einen einfachen Loser der regelmäßig seinen Job verliert und immer wieder beim Arbeitsamt vorsprechen tut. Dieses mal soll er sein Glück in einer psychiatrischen Klinik versuchen und scheitert auch dort kläglich. Dort trifft er auf die Patientin "Leila" (Johanna Wokalek) ,die stets barfuss unterwegs ist, welche grade dabei ist sich das Leben zu nehmen. Im letzten Moment kann er sie jedoch davon abhalten woraufhin sie ihn auf Schritt und Tritt verfolgt und bei ihm bleiben möchte.

Wie für einen deutschen Film üblich geben sich mal wieder zahlreiche deutsche Schauspieler in kleinen Rollen die Klinke in die Hand. Darunter währen "Michael Mendl" (Der Untergang), "Alexandra Neldel" (Verliebt in Berlin), "Axel Stein", "Jürgen Vogel", "Armin Rohde", "Mark Keller", "Markus Maria Profitlich" und sogar noch vor ihrer Trennung "Dana Schweiger" als Krankenschwester.

Aber wirklich herrausragend ist hier der Auftritt von "Johanna Wokalek" als barfüssige Fremde die von ihrer Mutter über Jahre hinweg zu Hause gahalten wurde und somit die Welt bei ihrer ersten Reise nur mit staunenden Kinderaugen wahrnimmt. Die recht unbekannte Schauspielerin agiert in ihrer Rolle sehr überzeugend und man hat das Gefühl sie währe wirklich noch keinen Tag in der Welt draußen gewesen. Alleine dieser niedliche Gesichtsausdruck hat mich beim ersten mal als ich den Film bei Premiere angezappt habe dazu gebracht weiter zu schauen und ich hab keine Minute bereut.

Wer sich mal richtig geborgen fühlen und einen kuschligen Abend mit Freundin oder alleine auf dem Sofa verbringen möchte sollte sich den Film ansehen. Er ist recht witzig und vermag dann auch sehr ernst zu werden allerdings ohne dem Kitsch zu verfallen. Sehr Gefühlvoll eben! Wer würde es sich nicht wünschen einem Menschen die schöne weite Welt zeigen zu dürfen...

Gesamtwertung 7,5/10
 

Willy Wonka

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AW: Barfuss

Ich habe die letzten Jahre mit Interesse den Werdegang von Til Schweiger und seinen Einfluss auf die deutsche Kino- und Filmlandschaft beobachtet, aber ohne seine Arbeiten gesehen zu haben. Nun habe ich nach „Der Eisbär“, der mir damals recht gut gefallen hat, die zweite Regiearbeit von Herrn Schweiger endlich gesehen und sehe bereits einen Stil, der mit aus der Vorschau von „Keinohrhasen“, „Kokowääh“ vertraut war. „Barfuss“ wird überwiegend von der wundervollen Johanna Wokalek getragen, die es vortrefflich versteht, das hilflose große Mädchen zu verkörpern, währenddessen Til Schweiger souverän den überforderten Mittdreißiger spielt. Das restliche Ensemble sowie die vielen Cameos (Jürgen Vorgel, Axel Stein, Mark Keller etc.) spielen überwiegend auf Sparflamme und sind zum Großteil in ihren karikaturhaften Rollen beengt. Der Vermengung von naiver Romantik und bisweilen leicht albernhaften humoristischen Einlagen will nicht immer gelingen und die musikalische Gestaltung wird durch zu viele luftige Popsongs verwässert. Die Fokussierung auf die romantische Komponente mit einem leichten süffisanten Humor, wie man ihn aus diversen amerikanischen Indie-Komödien kennt, hätte mir bei diesem Film deutlich besser gefallen.

Dass Til Schweiger sehr gut den Stil und Mechanismen des Hollywoodkinos internalisiert hat, wird in etlichen kleinen Szenen des Films deutlich (beispielhaft ist hier die Bankettszenen oder so simple Szenen, wo Nick seine Rechnungen einfach fallen lässt) und allein die visuelle Gestaltung und Bearbeitung mit den Farbfilter verfremdet den Film in so großen Teilen, dass nur allein anhand der Nummernschilder der Autos ersichtlich wird in welcher Stadt die Handlung gerade vollzogen wird.


Zusammenfassend ein netter, unterhaltsamer Film, der überwiegend wegen seiner Ausgangssituation und der wundervollen Johanna Wokalek überzeugt.
 
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