Der Tod kommt zweimal

Tarantino1980

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Der Tod kommt zweimal

Jake versucht in Hollywood als Schauspieler Fuß zu fassen. Als es in seinem Privatleben zu einer Veränderung kommt erhält er unverhofft Unterstützung von einem Schauspielkollegen und kann für einige Zeit in dessen Wohnung unterkommen.

Brian De Palma ist 1984 mit Der Tod kommt zweimal ein wirklich phänomenaler Thriller gelungen. Man bekommt als Thriller Fan wirklich alles geboten was man von einem guten Thriller erwartet. Die Story ist sehr spannend, was aber hauptsächlich an der sehr guten Inszenierung von De Palma liegt. Gewisse Elemente der Story kommen einem zwar etwas bekannt vor, aber dennoch ist De Palma´s Handschrift sehr gut zu erkennen. Es gibt zwar ein paar Anlehungen an Hitchcocks Das Fenster zum Hof was ich aber nicht als störend empfand, sondern eher als eine sehr gelungene Homage an Hitchcock. Diese Anlehnungen sind so offensichtlich platziert, das es eigentlich jedem auffallen sollte das De Palma sich hier eher vor Hitchcock verneigt hat, als das er ihn kopieren wollte. Brian De Palma geht an einigen Stellen weiter als Hitchcock, was zum einen natürlich mit dem Zeitpunkt des Filmes zu tun hat, aber zum anderen auch wohl an seinem Regiestil. Hinzu kommt noch das Hitchcocks Film immerhin schon 30 Jahre zuvor das Licht der Welt erblickte. De Palma verwöhnt den Zuschauer in diesem Film mit einigen sehr guten Kamerafahrten und absolut stimmigen perfekt gewählten Schauplätzen. Es gab Szenen im Film da stockte mir regelrecht der Atem bei der Mischung aus genialem Schauplatz und der aufgebauten Spannung. Wirklich atemberaubend!

Vom Cast her darf man allerdings keine großen Namen erwarten. Natürlich dürfte dem ein oder anderen die Namen Craig Wasson, welcher in dieseren US TV Serien Gastauftritte hatte und natürlich Melanie Griffith, ein Begriff sein, aber der Rest des Cast´s war zumindestens mir gänzlich unbekannt, was aber den Film nicht schlechter macht. Die Charaktere waren in sich stimmig, waren teilweise sehr dubios in Szene gestellt und viele sieht man auch nur in ein paar wenigen Szenen, wo man zu Anfang das Gefühl hatte man würde den ein oder anderen vieleicht nochmal wiedersehen.

Aufmerksam bin ich auf diesen Film erst durch die Tatsache geworden, dass ich mich mit Brian De Palma etwas näher beschäftigte und er mitlerweile ja auch zu meinen Lieblingsregisseuren gehört. Ich denke der Film war damals recht erfolgreich, aber ist dann leider etwas in Vergessenheit geraten. Jedenfalls habe ich bisher noch nie viel über den Film gehört, was aber der Qualität des Filmes definitiv nicht gerecht wird. Eigentlich müsste er genauso bekannt und häufig erwähnt sein wie so mancher Hitchcock Klassiker.

Man hat es hier mit einem sehr guten Thriller zu tun den man als Filmfan und besonders als Thriller Fan einfach gesehen haben sollte! Dieser Film wird bei Genre-Fans kaum Wünsche offen lassen.

Wertung: 9/10
 
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deadlyfriend

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AW: Der Tod kommt zweimal

Sehr schön, das der Film hier Einzug erhalten hat. Ich war mir aber auch ziemlich sicher das er dir gefällt, weil die Verneigung vor Hitchcock zum greifen nah war. Außerdem magst du ja gute Locations und diese Wohnung ist einfach nur abgefahren.
 

Tarantino1980

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AW: Der Tod kommt zweimal

Ich war mir aber auch ziemlich sicher das er dir gefällt, weil die Verneigung vor Hitchcock zum greifen nah war.

Natürlich gibt es auch gewisse Ähnlichkeiten zu Vertigo :D, aber auch das kann man De Palma einfach nicht übel nehmen da er es sehr stilvoll macht und wie gesagt immer seine eigene Handschrift erkennbar ist.

Außerdem magst du ja gute Locations und diese Wohnung ist einfach nur abgefahren.

Die Wohnung war auf jeden Fall nicht schlecht, aber am besten Fand ich die Inszenierung im Kaufhaus, da war alleien die Tiefgarage schon Filmkunst pur. Und die Sequenze mit dem Hotel am Strand, mit den verschiedenen Ebenen, die Treppe alleine (da hätte bestimmt auch Argento seinen spass dran) und wie dann das Katz und Maus Spiel dort zwischen Gloria, dem "Indianer" und Jake losging, das war einfach nur herrlich. Also die Sequenz angefangen von der "Beschattung" bis hin ins Kaufhaus und eben zu diesem besagten Hotel ist für mich einfach genial, das Highlight im ganzen Film!

Der Schluss ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber nun ja ich könnte mir vorstellen so einen Film vernünftig enden zu lassen wäre sehr schwierig gewesen weil zum Ende hin der Film schon quasi seinen spannensten Moment hinter sich hatte. In dem Moment als Jake Holly gefunden hat und dann sie ihm auch noch bestätigt hat wer der Indianer ist war im Grunde der Plot ja aufgeklärt und der Rest nur noch Routine für den geübten Thriller/Krimi Fan. Daher könnte ich mir vorstellen das De Palma bewusst einen etwas anderen Schluss gewählt hat um wieder etwas von den sonst so typischen Hollywood Klischees abzuweichen :nice:.
 

2moulins

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AW: Der Tod kommt zweimal

Nun habe ich auch diesen De Palma-Film nach vielen Jahren wieder gesehen. Immer noch ein sehr guter Thriller mit einem interessanten Plot! :hoch: Man sieht die Handschrift des Regisseurs sehr deutlich. Eine Verwandschaft zu "Dressed to kill" ist gut erkennbar, wenngleich mir dieser besser gefällt.

Etwas gewöhnungsbedürftig dürften heute solche Szenen sein, wenn Jake seine Nachbarin nach dem Handtaschenraub am Strand in die Arme nimmt und die Beiden auf eine Weise "knutschen", die doch recht unnatürlich 'rüberkommt.

Weitere Eindrücke:

- Die schöne Inszenierung im Kaufhaus erinnerte etwas an die Museumstour in "Dressed to kill".
- Neben dem (üblichen) Soundtrack von Dino Pinaggio gibt's auch Einlagen, die einem Porno entliehen sein könnten.
- Dass die Szene mit dem durch die Decke ragenden Bohrer so viel Aufsehen erregte,werden die heutigen Zuschauer wohl nicht mehr nachvollziehen können.
-Melanie Griffith sah zu der Zeit eigentlich noch gut aus, ..wenn man sie heute mal anschaut...Oh je..
- Bei den Schauplätzen gab's für mich ein Aha-Erlebnis, da ich vor 2 Jahren in Los Angeles war. So kauft Jake z.B. mal im "Farmer's Market" ein, wo wir damals eine Mittagspause hatten.
- Das Bild der DVD ist auf der Leinwand leider ziemlich unterirdisch.

Ich komme auf 8/10.
 

2moulins

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Nach knapp 10 Jahren sah ich den Film erneut - diesmal auf Blu-ray.

Ergänzend zu meinen Ausführungen aus 2012, die für mich inkl. Bewertung soweit noch passen, noch ein paar Anmerkungen:

Man muss schon zugeben, dass es ja doch einige Szenen gibt, in denen sich die handelnden Personen, vor allem „Gloria Revelle“ recht eigenartig und unnatürlich verhalten, so z.B. auch in der Tötungsszene mit dem Bohrer. Die „Knutschaktion“ am Strand erwähnte ich ja bereits. Eigentlich ist das Punktabzug wert. Jedoch entschädigen der Plot der Geschichte und die typische De Palma-Inszenierung mit einigen schönen Einlagen (z.B. im Kaufhaus).

Nett war auch der recht ausführliche Auftritt von „Frankie goes to Hollywood“ mit „Relax“.

Beim Bild der Blu-ray kann ich eine deutliche Verbesserung zu meiner (engl.) DVD bestätigen, auch wenn zu Anfang noch vermeidbare Verschmutzungen zu sehen sind.
 

Tarantino1980

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Beim Bild der Blu-ray kann ich eine deutliche Verbesserung zu meiner (engl.) DVD bestätigen, auch wenn zu Anfang noch vermeidbare Verschmutzungen zu sehen sind.

Hier bin ich mir ehrlich gesagt nicht sicher ob es nicht sogar ein stylistische Mittel von De Palma war, da das etwas schlechtere Bild ja wirklich nur zu Anfang war, als wir uns sozusagen in der Trash Movie Welt befanden. Vielleicht war es absicht, vielleicht aber auch nur eine schlechte Bildqualität, aber mich hat es anfangs eben, genau aus dem Aspekt, sehr abgeholt.

Etwas gewöhnungsbedürftig dürften heute solche Szenen sein, wenn Jake seine Nachbarin nach dem Handtaschenraub am Strand in die Arme nimmt und die Beiden auf eine Weise "knutschen", die doch recht unnatürlich 'rüberkommt.

Ja auf den ersten Blick wirkt diese Szene natürlich sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man aber etwas weiter drüber nachdenkt finde ich sie, mal abgesehen das sie für mich wirklich sehr gut in Szene gesetzt wurde, absolut passend. Man muss sich hierbei die Auflösung des Filmes dann vor Augen führern das Jake, während der ganzen Handlung über, eine Rolle spielt im "Film" von Glorias Ehemann, nämlich den Zeugen der ihm ein Alibi verschaffen soll. Und somit ist es, zumindest für mich, eine dieser Szene des Filmes im Film! Und ich könnte mir vorstellen das Brian De Palma, diese Szene daher bewusst so vollkommen drüber inszenierte damit sich von der "realen Handlung" deutlich abhebt.

Ein weiterer Nebeneffekt ist natürlich, da sie so bewusst filmischisch inszeniert wurde, sie natürlich dann in das "Musikvideo" des Porno Films in dem Jake und Holly dann zu sehen sind, natürlich auch von der Montage her viel besser reinpasst. Den auch diese Sequenz wirkt ja wirklich, wie auch De Palma im Bonusmaterail zu dem Film selbst sagt, eher wie ein stylisches MTV Musikvideo und hebt sich somit auch deutlich von den realen Szenen des restlichen Filmes ab.

Nett war auch der recht ausführliche Auftritt von „Frankie goes to Hollywood“ mit „Relax“.

Laut De Palma hat er diese Sequenz sogar damals der Musikgruppe Frankie goes to Hollywood angeboten, aber man hatte dort wohl andere Vorstellungen. Aber ich fand diese Sequenz auch sehr stark!

Neben dem (üblichen) Soundtrack von Dino Pinaggio gibt's auch Einlagen, die einem Porno entliehen sein könnten.

Das ist auch ein Aspekt der mir bei meiner aktuellen Sichtung und durch das Bonusmaterial der VÖ von Koch Films nun erst wirklich bewusst wurde das Brian De Palma ja wirklich auch diese "Porno" Szenen, die im kurzen Trailer, welchen Jake dann gesehen hatte und dort dann Holly erkannte, wirklich alle extra drehen musste. Bisher dachte ich eigenltlich das er nur die Szene mit Melanie Griffith gedreht hatte und die anderen Szenen in dem Trailer eben zusammengeschnitten waren, also von tatsächlich existierenden Filmen. Aber das er die auch alle extra gedreht hat war ein interessanter Aspekt.

Die Homage bzw. Darstellung von diesem Vampir Trashfilm zu Anfang und zu Ende fand ich schon bei der Erstsichtung sehr genial, aber jetzt auch die bewusste Wahrnehmung dieses kurzen Exkurses in die Pornofilmwelt, fand ich auch recht interessant. Auch hier, zumindest laut Buchanteil des Mediabooks, wollte De Palma ursprünglich diese Idee noch weiter vertiefen und auch noch einen intensiveren bzw. realeren Look erzeugen, wovon ihm aber das Studio abriet, da er bei der Zensurstelle ja bereits durch Scarface unangenehm aufgefallen war. Ich finde es in sofern schade, da ja Body Double, ohnehin dann häufig, zumindest hier in Deutschland, geschnitten rauskam. Ich hätte es schön gefunden wenn er diese Sequenzen ruhig noch etwas schmutziger so im Stil von The New York Ripper von Lucio Fulci hätte inszeniert.

Die schöne Inszenierung im Kaufhaus erinnerte etwas an die Museumstour in "Dressed to kill".

Den genau diese Sequenz wirkte für mich heute absolut wie in einem Giallo. Die ganze Inszenierung war wie in einem italienischen Genre Film und hätte auch als einem Spätgiallo der 80ziger Jahre stammen können! Und das meine ich wirklich als großes Lob weil ich mir hier nicht vorstellen kann das es ein Zufall war, sondern Brian De Palma dies bewusst so inszeniert hat, da sich diese Sequenz wirklich deutlich von den anderen im Film unterscheidet. Sehr gut in Szene gesetzt. Alleine diese Sequenz könnte ich mir immer und immer wieder anschauen!


Dass die Szene mit dem durch die Decke ragenden Bohrer so viel Aufsehen erregte,werden die heutigen Zuschauer wohl nicht mehr nachvollziehen können.

Ich denke auch hier hat sich Brian De Palma etwas von Lucio Fulci inspirieren lassen, da diese Mordszene definitiv auch aus einem seiner Filme hätte stammen können. Daher glaube ich das die Szene halt nur beim damaligen Mainstream Publikum für Aufsehen sorgte, da Italo Fans sowas durchaus gewohnt waren.

Aus heutiger Sicht ist so eine Szene für die meisten wahrscheinlich total spannungsarm und viel zu blutleer, aber ich mag sie sehr, eben weil es für mich auch eine tolle Homage an Fulci ist!

Melanie Griffith sah zu der Zeit eigentlich noch gut aus, ..wenn man sie heute mal anschaut...Oh je..

Absolute Zustimmung! Wobei man auch hier sagen muss das Brian De Palma sie auch hier in seinem Film hat extrem gut aussehen lassen. Gerade die Szenen in denen sie als Body Double für Glory in der Show für Jake tanzte, waren schon sexy und erotisch und haben sie wirklich gut in Szene gesetzt.

Bei den Schauplätzen gab's für mich ein Aha-Erlebnis, da ich vor 2 Jahren in Los Angeles war. So kauft Jake z.B. mal im "Farmer's Market" ein, wo wir damals eine Mittagspause hatten.

Sowas finde ich immer extrem gut! Danke das Du uns daran hast teilhaben lassen. Ich mag das wenn man im realen Leben dann Filmshauplätze sieht, ohne zu wissen das es einer war und dann im Nachgang dies erst erkennt, wenn man den Film nochmal ansieht!

Ich bin jedenfalls super froh den Film nun endlich in einer würdigen physikalischen VÖ in meiner Sammlung zu haben. Ich hatte zwar schon vor 2-3 Jahren mir auf Amazon eine angebliche HD Fassung des Films digital gekauft, das Bild sah auch etwas besser aus wie bei der DVD, aber war bei weitem nicht so gut wie das der Koch Scheibe.[/QUOTE][/QUOTE]
 

deadlyfriend

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Nun habe ich auch diesen De Palma-Film nach vielen Jahren wieder gesehen. Immer noch ein sehr guter Thriller mit einem interessanten Plot! :hoch: Man sieht die Handschrift des Regisseurs sehr deutlich. Eine Verwandschaft zu "Dressed to kill" ist gut erkennbar, wenngleich mir dieser besser gefällt.
"Dressed to kill" ist auch für mich der stärkere Film.
Etwas gewöhnungsbedürftig dürften heute solche Szenen sein, wenn Jake seine Nachbarin nach dem Handtaschenraub am Strand in die Arme nimmt und die Beiden auf eine Weise "knutschen", die doch recht unnatürlich 'rüberkommt.
Tatsächlich sagt auch De Palma, dass ihm diese Sequenz nicht gefällt und sie ein Fehler war. Sie passt für mich auch zu diesem Zeitpunkt nicht in die Dramaturgie.
- Die schöne Inszenierung im Kaufhaus erinnerte etwas an die Museumstour in "Dressed to kill".
Absolut und ich finde sie phänomenal. Im Bonusmaterial erfährt man dann auch noch wie aufwendig die Dreharbeiten dazu waren, um das richtige Licht zu halten.
- Neben dem (üblichen) Soundtrack von Dino Pinaggio gibt's auch Einlagen, die einem Porno entliehen sein könnten.
Fand ich klasse, dass es in jeder voyeuristischen Szene den klanglichen Unterschied im Score gab. Hatte immer sofort einen hohen Wiedererkennungswert.
- Dass die Szene mit dem durch die Decke ragenden Bohrer so viel Aufsehen erregte,werden die heutigen Zuschauer wohl nicht mehr nachvollziehen können.
Lediglich in den USA, was aber auch an seinem Ruf zum Zeitpunkt lag. Sehr schön im Buch von Susan Dworkin zusammengefasst, die zu Beginn eine tolle zeitgenössische Aufbereitung liefert, die LA im Entstehungsjahr schildert. De Palma selbst weist auch den Zusammenhang bzw. die angebliche Steigerung von Kettensäge (Scarface) und Bohrmaschine zurück, da er die Idee bereits bei "Sisters" hatte, nur jetzt erst umsetzte.

Im Zusammenhang sehr interessant, das ihm die Idee zu "Body Double" kam, als er die Duschszene von Angie Dickinson in "Dressed to kill" drehte, was irgendwie perfekt passt.
Ja auf den ersten Blick wirkt diese Szene natürlich sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man aber etwas weiter drüber nachdenkt finde ich sie, mal abgesehen das sie für mich wirklich sehr gut in Szene gesetzt wurde, absolut passend. Man muss sich hierbei die Auflösung des Filmes dann vor Augen führern das Jake, während der ganzen Handlung über, eine Rolle spielt im "Film" von Glorias Ehemann, nämlich den Zeugen der ihm ein Alibi verschaffen soll. Und somit ist es, zumindest für mich, eine dieser Szene des Filmes im Film! Und ich könnte mir vorstellen das Brian De Palma, diese Szene daher bewusst so vollkommen drüber inszenierte damit sich von der "realen Handlung" deutlich abhebt.
Wie weiter oben beschrieben, fand De Palma die Szene letztendlich selbst nicht gut. Ich sehe es ähnlich, weil sie zu diesem Zeitpunkt nicht ganz in den Kontext passte. Allerdings benötigte er sie für die spätere Szene mit Melanie Griffith. Schwierig.
Ein weiterer Nebeneffekt ist natürlich, da sie so bewusst filmischisch inszeniert wurde, sie natürlich dann in das "Musikvideo" des Porno Films in dem Jake und Holly dann zu sehen sind, natürlich auch von der Montage her viel besser reinpasst. Den auch diese Sequenz wirkt ja wirklich, wie auch De Palma im Bonusmaterail zu dem Film selbst sagt, eher wie ein stylisches MTV Musikvideo und hebt sich somit auch deutlich von den realen Szenen des restlichen Filmes ab.
Das meinte ich. Sie war notwendig, weil er sie für diese Szene benötigte. Sie wirkte für mich an der Stelle nur unpassend. Ein sofortiger Kuss zwischen dem "Loser" und einer Dame aus den oberen Zehntausend, ließ die aufgebaute Distanz zwischen den Welten, zu einfach bröckeln. Zudem änderte sich in diesem Moment die Charakterisierung. Bislang wussten wir nur, das sie zwar ihren Mann betrügt, aber der wurde auch schon als Arsch klassifiziert. Deshalb erstmal nachvollziehbar. Jetzt ist aber ihr Liebhaber nicht da, und sie knutscht sofort mit dem nächsten Wildfremden. Die bislang eher einsam, traurige und unnahbar gezeichnete Frau. bekam damit etwas von einer Schlampe mit auf den Weg.
Das ist auch ein Aspekt der mir bei meiner aktuellen Sichtung und durch das Bonusmaterial der VÖ von Koch Films nun erst wirklich bewusst wurde das Brian De Palma ja wirklich auch diese "Porno" Szenen, die im kurzen Trailer, welchen Jake dann gesehen hatte und dort dann Holly erkannte, wirklich alle extra drehen musste. Bisher dachte ich eigenltlich das er nur die Szene mit Melanie Griffith gedreht hatte und die anderen Szenen in dem Trailer eben zusammengeschnitten waren, also von tatsächlich existierenden Filmen. Aber das er die auch alle extra gedreht hat war ein interessanter Aspekt.
Das fand ich auch auch sehr abgefahren und auch dass eine Pornodarstellerin Melanie Griffith coachte, war wirklich abgefahren.
Die Homage bzw. Darstellung von diesem Vampir Trashfilm zu Anfang und zu Ende fand ich schon bei der Erstsichtung sehr genial, aber jetzt auch die bewusste Wahrnehmung dieses kurzen Exkurses in die Pornofilmwelt, fand ich auch recht interessant. Auch hier, zumindest laut Buchanteil des Mediabooks, wollte De Palma ursprünglich diese Idee noch weiter vertiefen und auch noch einen intensiveren bzw. realeren Look erzeugen, wovon ihm aber das Studio abriet, da er bei der Zensurstelle ja bereits durch Scarface unangenehm aufgefallen war. Ich finde es in sofern schade, da ja Body Double, ohnehin dann häufig, zumindest hier in Deutschland, geschnitten rauskam. Ich hätte es schön gefunden wenn er diese Sequenzen ruhig noch etwas schmutziger so im Stil von The New York Ripper von Lucio Fulci hätte inszeniert.
Die sind ja schon ausgeflippt, als die Pornodarstellerin mehrfach ins Studio kam, weil "sich das nicht gehörte", da man damit ins Gerede kam. Ich glaube mehr ging da echt nicht mehr. Die Dialoge waren ja zusätzlich schon mehr, als das was Hollywood bis dahin kannte. :lol:Ich denke einfach mal, das der Mainstream in den USA wirklich gar nichts vom europäischen Kino, insbesondere aus Italien und Frankreich, mitbekam. Die werden keinen einzigen sleazigen Giallo bis dahin gesehen haben und befanden De Palma wahrscheinlich als oberste Grenze, die auch noch überschritten wird. Ich glaube nicht, dass sie jemals "Play Motel", "Strip nude for your killer", oder Ähnliches jemals zu Gesicht bekamen.
Den genau diese Sequenz wirkte für mich heute absolut wie in einem Giallo. Die ganze Inszenierung war wie in einem italienischen Genre Film und hätte auch als einem Spätgiallo der 80ziger Jahre stammen können! Und das meine ich wirklich als großes Lob weil ich mir hier nicht vorstellen kann das es ein Zufall war, sondern Brian De Palma dies bewusst so inszeniert hat, da sich diese Sequenz wirklich deutlich von den anderen im Film unterscheidet. Sehr gut in Szene gesetzt. Alleine diese Sequenz könnte ich mir immer und immer wieder anschauen!
Und damit haben wir dann auch die Brücke zum Giallo :D Tatsächlich sehe ich hier auch eine große Nähe.
Ich denke auch hier hat sich Brian De Palma etwas von Lucio Fulci inspirieren lassen, da diese Mordszene definitiv auch aus einem seiner Filme hätte stammen können.
Laut De Palma, hatte er die Idee wohl bereits zu Zeiten von "Sisters". Aber klar, Fulci und Bohrer passte natürlich.
Daher glaube ich das die Szene halt nur beim damaligen Mainstream Publikum für Aufsehen sorgte, da Italo Fans sowas durchaus gewohnt waren.
Denke ich eben auch. Als "Body Double" auf VHS veröffentlicht wurde, hatten wir hier bereits "New York Ripper" im Regal. Schockierend war das für Europa also absolut nicht.
Absolute Zustimmung! Wobei man auch hier sagen muss das Brian De Palma sie auch hier in seinem Film hat extrem gut aussehen lassen. Gerade die Szenen in denen sie als Body Double für Glory in der Show für Jake tanzte, waren schon sexy und erotisch und haben sie wirklich gut in Szene gesetzt.
Insgesamt ist der Film visuell ein gigantisches Brett. Ausleuchtung und Kamerafahrten sind für mich einfach ganz großes Kino. Die Locations der Wahnsinn. Auch die Story ist für mich ganz große klasse! Tatsächlich gibt es für mich aber hier inhaltlich leine Schwächen. Das ist einmal die angesprochene Szene am Strand, aber auch ausgerechnet das Finale. Der Moment im Grab, wenn es den Schnitt auf die "Dreharbeiten" gibt, reißt mich komplett aus der Spannung und man weiß dadurch, dass er sich jetzt danach befreien wird. Das finde ich im Kontext des ansonsten großartigen Films, ein wenig schade, weil es sonst der nächste Zehner gewesen wäre.
 
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