Marnie

Tarantino1980

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Marnie


Mit diesem Film ist Alfred Hitchcock ein weiterer Meilenstein der Filmgeschichte gelungen. Zu Anfang lässt er den Zuschauer im Glauben, er bekäme erneut einen feinen Thriller zu Gesicht. Alle üblichen Faktoren weisen darauf hin. Der Film fängt ohne große Einführung an sieht zu Anfang eine stark wirkende junge Frau welche sich mit Betrug und Rafinesse Ihren Lebensunterhalt verdient. Aber genau hier liegt der Trugschluss den Hitchcock gekonnt einsetzt um den Zuschauer Schritt für Schritt in ein anderes Genre zu entführen. Bevor man es merkt befindet man sich in einem Psycho Drama mit Liebesfilm-Elementen, was den Film in eine komplett andere Richtung verlaufen lässt. Dieser Genre Mix ist einfach nur genial und ich hätte in den ersten Minuten dieses Filmes nie damit gerechnet das er diesen Verlauf nimmt.

Die beiden Hauptrollen Mark Ruthland gespielt von Sean Connery und Marnie Edgar gespielt von Tippi Hedren sind einfach nur perfekt besetzt. Ursprünglich sollte Grace Kelly die Rolle der Marnie Edgar übernehmen. So gerne ich Grace Kelly auch sehe und so sehr ich diese Frau bewundere, glaube ich nicht das sie so gut zu dieser Rolle gepasst hätte wie Tippi Hedren. Hedren spielt die psychisch sehr instabile und traumatisierte Marnie einfach genial. In der einen Szene wirkt sie stark und resolut, in der anderen Szene verängstig und schwach, was wie ich finde nicht sehr einfach ist das glaubhaft zu spielen. Hedren schaffte es. Über Sean Connery braucht man wohl nicht mehr viele Worte zu verlieren. Connery war 1964 bereits als James Bond bekannt und konnte mit Marnie eine komplett andere Seite von sich zeigen. Wenn man sich einmal seine Filmographie ansieht konnte Hitchcock sich glücklich schätzen Connery zum einen für die Rolle zu begeistern und zum anderen auch ein Zeitfenster zu finden wo er Zeit hatte. Aber auch die Nebenrollen sind wie immer in Hitchcock Filmen sehr gut besetzt. Die Leute spielen einfach glaubhaft und man nimmt ihnen Ihre Rollen ab.

Mit Marnie ist Hitchcock definitiv ein Film gelungen welcher, vorallem für damalige Verhältnisse, sehr revolutionär war. Anstatt eine ausgeklügelte Story zu erzählen beschäftigte er sich mit der Psyche und den menschlichen Abgründen und lässt den Film mit einem Paukenschlag enden. Ich bin mir sehr sicher das gerade die Auflösung damals sehr schokierend war und innerhalb der Gesellschaft Diskussionen auslöste. Aus heutiger Sicht kennt man solche Geschichten und es schokiert einen auch nicht mehr so sehr, aber damals war das bestimmt am Rande des zumutbaren, wenn nicht sogar schon etwas zuviel für das doch sehr prüde Amerika. Hitchcock hat es wieder einmal geschafft mich perfekt zu unterhalten und mit Marnie zu zeigen das er nicht nur immer wieder das selbe Genre beident hat, sondern seine Filme sehr verschieden sind und man dennoch seine Handschrift wiederfindet.

Wertung: 8/10
 
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deadlyfriend

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AW: Marnie

Marnie

Bevor man es merkt befindet man sich in einem Psycho Drama mit Liebesfilm-Elementen, was den Film in eine komplett andere Richtung verlaufen lässt. Dieser Genre Mix ist einfach nur genial und ich hätte in den ersten Minuten dieses Filmes nie damit gerechnet das er diesen Verlauf nimmt.


Das finde ich an dem Film ebenfalls fazinierend. Vor allem der Charakter von Marnie hatte mich völlig in den Bann gezogen. Der ist dermaßen vielseitig und genau wie in "Die Vögel", konnte Tippi Hedren diese starke und total verletzliche Person faszinierend rüberbringen. Ich finde es unglaublich schade, das die Frau so wenig Filme gedreht hat. Aber diese beiden sind für mich dermaßen stark, das sie definitiv einen ganz besonderen Platz bei mir hat.
Nämlich als riesiges gerahmtes Foto über der Couch :nice:
Ein Film den ich über alles liebe und der definitiv in meinen Hitchcock Top 5 einen Platz inne hat.
 

Tarantino1980

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Das finde ich an dem Film ebenfalls fazinierend. Vor allem der Charakter von Marnie hatte mich völlig in den Bann gezogen. Der ist dermaßen vielseitig und genau wie in "Die Vögel", konnte Tippi Hedren diese starke und total verletzliche Person faszinierend rüberbringen.

Und wenn man dann noch bedenkt das genau diese beiden Filme zu Anfang ihrer Karriere entstanden sind kann man nur den Hut vor dieser Frau ziehen. Ich glaube das können nicht viele von sich behaupten das sie zu Beginn ihrer Karriere direkt solch eine Leistung präsentiert haben.

Ich finde es unglaublich schade, das die Frau so wenig Filme gedreht hat.

Das hatte mich auch gewundert als ich mir einmal eine Filmographie von ihr angesehen habe. Nach Ihrer Leistung bei Die Vögel und dann noch im Nachfolgefilm Marnie, da hätte sie doch nur so mit Rollenangeboten überhäuft werden müssen oder kam eine Krankheit dazwischen? Laut Wikipedia Filmographie hat sie in den ganzen 70iger Jahren keinen einzigen Film gedreht, was nach zwei solchen Filmen einfach unvorstellbar ist.
 

Despair

Filmvisionaer
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AW: Marnie

Das hatte mich auch gewundert als ich mir einmal eine Filmographie von ihr angesehen habe. Nach Ihrer Leistung bei Die Vögel und dann noch im Nachfolgefilm Marnie, da hätte sie doch nur so mit Rollenangeboten überhäuft werden müssen oder kam eine Krankheit dazwischen? Laut Wikipedia Filmographie hat sie in den ganzen 70iger Jahren keinen einzigen Film gedreht, was nach zwei solchen Filmen einfach unvorstellbar ist.

Da ist angeblich Hitchcock nicht ganz unschuldig dran. Da sie ihn nicht rangelassen hat und auch nicht mehr in seinen mitspielen wollte, hat er sie wohl jahrelang vertraglich blockiert. Siehe dieses Interview.
 

deadlyfriend

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Da ist angeblich Hitchcock nicht ganz unschuldig dran. Da sie ihn nicht rangelassen hat und auch nicht mehr in seinen mitspielen wollte, hat er sie wohl jahrelang vertraglich blockiert. Siehe dieses Interview.


Diese Zeit betrug aber nur 3 Jahre, da sie 1967 wie im Interview zu lesen war, wieder spielen konnte. Sie hat sich dann wohl wirklich über 10 Jahre lang mit Wildkatzen beschäftigt.
 

deadlyfriend

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AW: Marnie

Immer wenn ich "Die Vögel" gesehen habe, ist es wie ein innerer Zwang als Nächtes "Marnie" einzulegen. So auch diesmal.:)
Für mich ist der Film immer wieder ein Genuß und auch bei der jetzigen Sichtung hat er seinen Stellenwert bei mir untermauert. Ich liebe jede Szene und die Dramaturgie ist einfach fabelhaft. Sauspannend, obwohl es kein Thriller ist. Was ich ebenfalls als erwähnenswert erachte ist, das Hitchcock seine eigenen Pfade ein wenig verlässt und dem Zuschauer nicht mehr sagt, als dem Hauptdarsteller. Für ihn doch sehr ungewöhnlich, weshalb das Ende einfach nur überragend ist. Niemand weiss was wirklich passiert ist, nur die Mutter ist im Bilde und schweigt wie ein Grab. Bis "Marnie" sich erinnert. Ein Hammerfilm mit einer anbetungswürdigen Tippi Hedren.:bet:
 

TheEnemy_Inside

Leinwandlegende
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AW: Marnie

Nach all den Lobenshymnen kommt hier der Bösewicht. :nice:

Die Geschichte und deren Entwicklung an sich sind zwar klug überlegt, allerdings zündet der Film nicht. Das liegt für mich an Hedren, da ...
Tippi Hedren spielt die psychisch sehr instabile und traumatisierte Marnie einfach genial.
... ich sie hier keineswegs genial finde. In den Szenen in denen ihr Psyche näher beleuchtet wird, wirkt sie ziemlich unüberzeugend. Ich bin sogar der Meinung, dass Grace Kelly hier besser gepasst hätte. Diese überdrehte Charakterzeichnung von Hedren driftet gelegentlich sogar ins nervige ab. Klar, wer psychisch so krank ist, ist nicht gradlinig darzustellen, aber manchmal wirkt es hier doch eher albern.
Connery, obwohl ich sonst nie so viel mit ihm anfangen konnte, ist allerdings fantastisch.

Im Endeffekt scheitert der Film an der Darstellung der Marnie. Vor allem der Schluss an dem Marnie nach einem kurzen Gespräch wieder geheilt zu sein scheint, ist Blödsinn. Zudem sind manche Filmelemente viel zu konstruiert dargestellt.

5,5/10
 
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2moulins

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AW: Marnie

Mal ein ganz anderer Hitchcock-Film. So empfand ich das auch bei der Erstsichtung vor etlichen Jahren (im Fernsehen), und zwar damals "im negativen Sinn". Da es kein Thriller ist, erfüllte er nicht meine Erwartungshaltung und enttäuschte mich. Hauptsächlich lag das aber an meiner noch jugendlichen Unreife, denn heute wirkte die Geschichte auf mich ganz anders.

Das Psycho-Drama ist eine spannende Geschichte, und das Ende ist nochmal für eine Überraschung gut. Die Darsteller fand ich durchweg sehr gut. Auch ich finde es schade, dass man "Tippi" eigentlich nur aus "Die Vögel" und "Marnie" kennt. Hitchcock war wohl anschließend wirklich ein Karrierebremser für sie (siehe Interview, auf das Despair verweist.) "Marnie" zog sich allerdings etwas über die 130-minütige Spielzeit.

Die BD hat im Vergleich zu vielen anderen Hitchcocks leider ein durchwachsenes Bild. In der ersten Minute wirkt es Top, über weite Strecken und besonders am Schluss ist es eher unscharf und manchmal sehr grieselig. Insbesondere Portraitaufnahmen mit Tippi Hedren wirken mit Weichzeichner o.ä. Filter ( war auch schon bei den "Vögeln" - also wohl Absicht).

7-8/10
 
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